von
red / m.petrick
Ein nicht geringer Bevölkerungsanteil wurde von der Familienministerin überrascht, als sie im Rahmen einer Bundespressekonferenz mitteilte, dass es in Sachen Kindergrippenplätze (für unter 3-jährige) in Deutschland alles bestens sei, ja »man habe das Ziel sogar überereicht, um mehr als 30.000 Plätzen.«Hätte sie doch vom Planziel gesprochen, die Aussage hätte in der ihr zustehende Schublade »Politsatire« o.ä. abgelegt werden können.So aber kann die entsprechend orientierte Presse eine weitere Erfolgsmeldung der CDU/FDP in Großlettern verbreiten.Wie sieht es in der Realität aus?Frau Rita Schilling, Ratsfrau und Mitglied des Jugendhilfeausschusses hat die folgende Pressemitteilung versandt:
Genügend Krippen und gutes Personal anstatt Betreungsgeld! Es wird berichtet, dass die geforderte Betreuungsquote fasst überall im Oldenburger Land erfüllt sei. Die Stadt Oldenburg wird benannt mit einer Quote von 37 Prozent zum Stichtag. Es lohnt sich, diese Angabe unter die Lupe zu nehmen. Zu Oldenburg lässt sich sagen, dass die Planungs-Durchschnittsquote der Bundesregierung nicht zutrifft wie für andere Städte gleichermaßen. Das hätte eine Familienministerin sich denken können. Um den Rechtsanspruch zu erfüllen, braucht Oldenburg eine Versorgungsquote im Krippenbereich von 39,19 Prozent! Dieses Ziel ist in Oldenburg nicht erreicht worden. Es kann also nicht behauptet werden, dass in Oldenburg der Rechtsanspruch erfüllt werden kann. Der bedarfsgerechte Krippenausbau würde im August 2013 in Oldenburg ein Angebot von 1.500 Plätzen bedeuten. Dieses ist bei weitem nicht erreicht worden. Von der Verwaltung wurde benannt, dass am 01.07.2013 950 Krippenplätze zur Verfügung stünden. Diese Zahl bedeute einen Versorgungsgrad von 24,63 Prozent. Im Laufe des Kita-Jahres 2013/2014 soll durch die sich in Planung bzw. in Bau befindlichen Krippenräumlichkeiten der Versorgungsgrad auf 33,2 Prozent erhöht werden.- Es wäre ein Glücksfall, wenn die weiterhin geplanten Krippen im nächsten Jahr alle zur Verfügung stünden. Denn die Erfahrungen zeigen, dass es im allgemeinen 1 – 2 Jahre dauern kann von Planung neuer Krippengebäude und Umbauten bis zur Einweihung der Einrichtung. Erstaunlich sind die Meldungen, dass bundesweit »alles gut« sei. Die Vermutung liegt nahe, dass die Krippen »auf dem Papier« gezählt wurden und nicht diejenigen, in denen die Eltern ab 01. August ihr Kind tatsächlich betreuen lassen können. Ein bedarfsgerechtes Angebot, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglicht, braucht mehr als »Papierplanzahlen« Stattdessen brauchen wir ausreichend gute Fachkräfte und ein zeitlich flexibles Angebot im Kindertagesstättenbereich. Die Familien benötigen mehr familienfreundliche Arbeitszeitmodelle für Väter und Mütter in Unternehmen. Was die Welt überhaupt nicht braucht, ist ein Betreuungsgeld für Eltern, die auf einen Betreuungsplatz verzichten. Dieses Glanzstück aus dem Hause der Familienministerin Schröder birgt die große Gefahr in sich, dass Eltern auf eine Förderung durch die Kindertagesstättenpädagogik verzichten. Mütter bleiben möglicherweise zu Hause, um sich der traditionellen Rolle der Alleinverantwortung in der Betreuung und Förderung von Kindern zu verschreiben. Diese »Barzahlung« des Staates gehört schnellstens abgeschafft, stattdessen muss ein flächendeckendes Krippenangebot mit guter Fachqualität und bedarfsgerechten Betreuungszeiten geschaffen werden! Mit freundlichen Grüßen für die Ratsfraktion gez. Rita Schilling JugendhilfeausschussRatsfraktion
Oldenburg ist keine Insel –an dieser Stelle schon öfters postuliert, wird durch ähnlichen Pressemeldungen vieler Kommunen und Parteien bestätigt.