Begleitende Ausstellung zum Erinnerungsgang eröffnet
von
Carsten Lienemann
„Trennungen“ heißt die Kunstausstellung, die am Dienstag, 8. November, im Eingangsbereich der Landesbibliothek eröffnet wurde. Sie ist Teil des Begleitprogramms zum
Erinnerungsgang, der jedes Jahr am 10. November im Innenhof der Landesbibliothek beginnt. Die Schüler_innen der Klasse 10b der
IGS Kreyenbrück haben 18 Fotos jüdischer Männer einem Tontrennungsverfahren unterzogen und in großformatige Portraits übertragen.
Das Anliegen der Ausstellung ist die würdevolle Erinnerung an die Menschen, die in Oldenburg lebten und die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Schülerinnen und Schüler der Klasse 10b der IGS Kreyenbrück haben sich künstlerisch mit diesen Opfern auseinandergesetzt und dies in großformatigen Porträtmalereien umgesetzt. Die Schülerinnen und Schüler wollen den jüdischen Männern, die den Gang von der Polizeikaserne am Pferdemarkt zum Gerichtsgefängnis antreten mussten, um anschließend deportiert zu werden, ein Gesicht geben. Sie wollen somit verdeutlichen, dass es sich nicht um namenlose Opfer handelt. Die Männer hatten in dieser Stadt Familie, Berufe und Aufgaben innerhalb der Gemeinschaft. Überlieferte Porträtfotos zeigen Männer, die fest im Leben stehen. Gut gekleidet, zuversichtlich und ernst bis freundlich dreinschauend vermitteln sie das Bild von Personen, die viele persönliche Ziele schon erreicht haben. Ihr Leben - und das ihrer Angehörigen - hätte anders enden müssen und sollen.
»Durch das aufwendige Verfahren bekamen die Schülerinnen und Schüler Gelegenheit, sich intensiv nicht nur mit der NS-Zeit, sondern mit realen Personen zu beschäftigen«, sagte der Stellvertrende Schulleiter der IGS Kreyenbrück, Heiko Weber. Die Gesellschaft und insbesondere die Schule habe die Aufgabe, Jugendliche zu selbstsicheren, kritischen Menschen werden zu lassen. »Ich glaube, dass man selbstsichere Menschen nicht so leicht verführen kann«, so Weber.
Corinna Roeder, Direktorin der Landesbibliothek, dankte Schüler_innen und Lehrer_innen der IGS Kreyenbrück für ihr Engagement und ihre Kreativität. »Sie haben sich mit kritischer Distanz mit der NS-Zeit in Oldenburg und der Judenverfolgung beschäftigt und durch die Portraits einen persönlichen Bezug hergestellt. Engagement in diesem Zusammenhang muss wissenschaftlich fundiert sein, um sich nicht für beliebige Zwecke vereinnahmen zu lassen«, sagte Roeder und ließ offen, ob sie auf umstrittene angekündigte Aktionen für den eigentlichen Erinnerungsgang anspielen wollte.
»Ich bin beeindruckt von der Präsentation, sowohl der Bilder als auch des musikalischen Beitrags der Schulband«, erklärte Fredo Behrens, Sprecher des Arbeitskreises Erinnerungsgang. »Die Schülerinnen und Schüler der IGS Kreyenbrück, die in diesem Jahr gemeinsam mit dem Arbeitskreis den Erinnerungsgang und das Begleitprogramm gestalten, haben das Motto ›Erinnerung festhalten‹ gewählt«. Zuerst sei es nur ein Arbeitstitel gewesen, aber recht bald sei klar geworden, dass es genau darum gehe. Wir Nachgeborenen seien in der Pflicht, uns der Vergangenheit mit allen Konsequenzen zu stellen. »Für Demokratie muss immer wieder gekämpft werden«, so Behrens.
Die Ausstellung ist noch bis zum 18.11.2017 im Foyer der Landesbibliothek zu sehen.