von
m. petrick
Niederknien möchte man vor Bewunderung, ein Hosianna anstimmen und ein Scherflein dem chronisch defizitären Stadtsäckel spenden, eingedenk der schon an Orakelfähigkeit grenzenden Weitsicht der SPD- und Grünenfraktion der vorigen Ratsperiode, als sie zum einen verhinderten, dass sich der OB sein Denkmal bauen lassen konnte, zum anderen das städtische Budget vor unabwägbaren Folgekosten bewahrte, die das Projekt »Schlaues Haus« mit sich bringen kann.
Hat wirklich jemand geglaubt, das Thema wäre damit vom Tisch gewesen?
Wohl kaum, denn niemand hatte ja gesagt: »Wir wollen kein
Schlaues Haus«, nein nein, die Idee und auch die Lokalität machen sich schon gut, aber bitte schön – getreu dem in der Politik gern verwandten Florian-Prinzip – die Zeche sollte schon von anderer Stelle beglichen werden.
Die Pläne waren auf dem Papier schon fertig und in den Köpfen der Protagonisten so ausgereift, da konnte es kein Zurück mehr geben.
Flugs wurde mit der Jade-Hochschule und der Universität eine gemeinnützige GmbH gegründet, 1,5 Millionen Sponsorengelder aus der interessierten Wirtschaft akquiriert, der Landeszuschuss von einer Million war eh schon sicher, der Rest wird sich zeigen
Nun ist das Schlaue Haus fast fertig.
Doch bei der
Kostenentwicklung
ist es dumm gelaufen. Das Wissenschaftsgebäude am Schlossplatz wird deutlich teurer als geplant, aus den ursprünglich kalkulierten 3,5 Millionen Euro sind 5,7 Millionen geworden.
Eine Sicherungshypothek über 3,2 Millionen möchte nun die Betreibergesellschaft beantragen, und da die Stadt das Grundstück an die Schlaue-Haus-gGmbH in Erbpacht (über 99 Jahre) vergeben hat, muss der Rat zustimmen.
Dem SPD Fraktionsvorsitzenden Bernd Bischoff ist es zu verdanken, dass dieser Vorgang der Öffentlichkeit überhaupt bekannt wurde. Ursprünglich sollte im Finanzausschuss
nichtöffentlich darüber beraten werden, die Vermutung, dass Gleiches in der anstehenden Ratssitzung geschehen würde, ist so naheliegend wie die Tapete an den Wand.
Honi soit qui mal y pense
, um aber jede aufkommende Nachdenklichkeit im Keim zu ersticken, bemühte sich Heiner Vahlenkamp von der Wirtschaftsförderung, dem Ausschuss eindringlich zu verdeutlichen, wie klein das Risiko für die Stadt sei.
Auf den ersten Blick ist Herrn Vahlenkamp zuzustimmen: Für die Geschäfte und den daraus resultierenden Verbindlichkeiten der gGmbH haftet die Stadt in keiner Weise, aber dem so honorig klingenden Begriff
Sicherungshypothek
kann ein ganz hässliches Wort folgen -
Zwangssicherungshypothek
.
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Ohne Jurist zu sein kann hier festgestellt werden, dass die Essenz daraus ergibt, dass Herr Vahlenkamp Unrecht hat.
Im Falle eines wirtschaftlichen Fiaskos ist die Stadt in letzter Konsequenz ihr Grundstück los oder »sie buttert rein in das Projekt Schlaues Haus«.
Zugegeben, etwas populistisch formuliert, aber im Kern richtig.
In einem nicht geringen Teil der Bevölkerung ist der irrige Glaube daran tief verwurzelt, dass staats- oder stadttragende Verantwortliche nicht unbedingt in der ersten Reihe standen, als der liebe Gott Intelligenz und andere kreative Fähigkeiten verteilte.
Oldenburg, Stadt der Wissenschaft und Übermorgenstadt, will derartige Reminiszenzen nicht aufkommen lassen, denn entgegen einmal ganz anders lautenden Plänen stand schon lange fest, dass die Oldenburg Tourismus und Marketing GmbH Hauptmieterin im Schlauen Haus wird.
»Wir verstehen uns als Frequenzbringer für das Schlaue Haus, denn wir liegen bereits jetzt bei circa 100.000 Besuchern pro Jahr. Der neue Standort wird die Besucheranzahl noch steigern.« wird Silke Fennemann zitiert, Geschäftführerin der OTM, übrigens eine stadteigene GmbH.
Der zu zahlende Mietzins ist sicher schon in einer, der gGmbH Sicherheit bietenden Höhe ausgehandelt, durch entsprechende Zuschüsse aus dem städtischen Haushalt an die OTM wird diese auch am Leben gehalten und wenn alle Stricke reißen, lässt sich
sicher über ein Eintrittsentgelt nachdenken.
100.000 Besucher plus im Jahr, da kann schon was zusammen kommen.
Grafik. Detlef Schlechter, Elslfeth